Gestern habe ich eine e-mail erhalten, deren Botschaft es war, nicht so negativ zu denken, da anscheinend mein Blog dahingehend interpretiert wurde.
Ich muss dazu sagen, dass ich viel weniger negativ denke als frueher.
Diese Interpretation ist dadurch entstanden, weil ich zumeist meine koerperlichen Empfindungen und die Umgebungsbeschreibung, in meinen Blog zum Besten gebe.
Ich wandere hier nicht am Camino del Norte, ich bin gezwungen, meine eigenen Caminos ueber die Strassen zu finden.
Das Wandern auf den Strassen ist nun mal auslaugender als das Wandern in der Natur.
Nun ist es Herbst, es regnet viel, es ist kalt und die Herbergen sind auch nicht mehr wie Sand am Meer vorhanden.
Daher ist es auch nicht verwudnerlich, wenn sich meine Schilderungen ueber meinen koerperlichen Zustand bzw. Empfindungen, eher negativ anhoeren.
Hier am Camino del Norte, erschliesst sich mir eine Moeglichkeit, die ich am Camino Frances nicht hatte, ich bin hier jeden Tag alleine und selbst die Herbergen werden immer leerer.
Durch dieses alleine Sein, habe ich viel mehr Zeit mich mit meinen Gedanken, meinen Inneren und meinen Gefuehlen auseinder zu setzen und zu analysieren.
Dieses Tun, was erst hier moeglich geworden ist, war eines der Hauptgruende, warum ich auf den Camino gegangen bin.
Ich habe die letzten paar Wochen viel ueber mein Inneres erfahren und bin darueber sehr gluecklich.
Mir geht es seelisch und geistig blendend und ich bin sehr froh.
Der Grund, warum ich diese Vorgaenge nicht in meinen Blog schreibe ist der, weil ich diese nicht oder noch nicht Verstehe.
Die Aenderung des seelisch/geistigen Zustandes kann ich hoechstens in einen Vergleich wiedergeben; zuerst gab es einen Komposthaufen, jetzt gibt es einen Komposthaufen auf dem langsam Blumen wachsen.
Langsam erahne ich, wodurch dies ausgeloest wird.
Wer vieles materielle besitzt und seine Sinne immer bis zum Anschlag saettigt, fuehlt bald keine Freude mehr.
Durch die vielen Entbaehrungen hier, fuehle ich Freude fuer Dinge denen ich frueher nicht die geringste Beachtung geschenkt habe.
Mir scheint, die Kunst am Besitz, ist besitzen, ohne vom Besitz besessen zu sein. :-)
Ich fueher ein zweites Buch mit all diesen Erkenntnissen, dies werde ich jedoch nicht (oder noch nicht blogen).
So, dies war ein kleiner Ausschnitt von meinen inneren Vorgaengen, gewidmet fuer alle Leute, die denken, dass ich den Camino negativ auffasse.
Und nun zu meinen heutigen Tag, die Nacht war angenehm und erhohlsam, da wir nur zu zweit in einer grossen Herberge waren.
Am Morgen hat es geregnet und der Nebel lag schwaer in den Taelen.
Ich gehe heute nur 13 km nach San Estaban, da ich etwas Regeneration brauche.
Am Nachmittag komme ich ohne weitere Komplikationen in San Estaban an.
Die Herberge ist sauber und schoen und den rest des Tages werde ich zum Entspannen verwenden.
Lg Andreas